Unseri Gschicht

Die Gründung

Nach der Fasnacht 1985 gaben Hugo Rudin, Gerd Oberle und Felix Schultheiss den Austritt bei den Trotzkepf-Waggis.

Am 19. Oktober 1985 gründeten die drei ehemaligen Trotzkepf-Waggis zusammen mit Ruedi Rotzler, Werner Scheidegger und Jürg Zutter im Restaurant Spalenbrunnen die Wagenclique  D’Route-Bysser-Waggis. 40  Jahre später ist Hugo Rudin, einer der damaligen Gründer, immer noch mit Leib und Seele in der Clique dabei. Selbst nicht mehr auf dem Wagen, aber noch immer ein aktives Mitglied,  unterstützend beim Wagenbau und bei den Anlässen.

Der Name D‘Route-Bysser-Waggis kommt daher, dass das Comité im Jahr 1986, also an der ersten Fasnacht von der Clique, ein neues Routenkonzept für den Cortège realisierte. Die Routenbysser-Waggis (RBW) wollten als frischgebackene Wagenclique die Fasnacht selber ausspielen, was ihnen dann auch in den folgenden Jahren öfters gelang. An der ersten Fasnacht 1986 lautete das Sujet also folgerichtig: „D‘Route-Bysser-Waggis bysse sich zum erschte Mool durs neue Routekonzäpt vom Comité“.


Der Wagen und der Wagenbau

Das Dringendste, was man als Wägeler braucht, sind natürlich ein Wagen, ein Traktor und ein Wagenbauplatz. Auf der Suche danach fragten sich die RBW von Bauer zu Bauer und landeten durch Zufall in Schönenbuch, wo sie bei Martin Bubendorf fündig wurden.
Während 10 Jahren bauten die aktiven RBW in der Scheune von Bauer Bubendorf wunderschöne Fasnachts-Wagen. Damit der Wagen übers Jahr als landwirtschaftlicher Anhänger wieder genutzt werden konnte, musste dieser nach der Fasnacht abgebaut werden.

Nach 10 Jahren in Schönenbuch baute die Clique den Wagen mit stets 10 „D‘Route-Bysser-Waggis“ für weitere 10 Jahre in der damaligen Werkstatt von Hugo Rudins „Spengler- und Sanitärbude“ am Hegenheimermattweg in Allschwil. Anschliessend -  und mit eigenem Wagen, der nicht mehr rückgebaut werden musste – wurde der Wagenbau bei idealen Bedingungen in der Werkstatt der Gebrüder Meyer Zaunfabrik und Schlosserei in Münchenstein durchgeführt. Danach gings noch für ein paar Jahre auf den Hof von Bauer Seppi in Hochwald. Heute hat sich die Clique der Wagenbau-Gemeinschaft in den Messehallen in Basel angeschlossen. Das kostet zwar Geld, ist aber warm und auch bei Schnee zumutbar. Zudem sind die Anfahrtswege winterfest.

Das Sujet 1993 war das Architekten-Schiff MS Christoph Merian (Personenschiff der BPG).  Dies war das aufwändigste von allen bisherigen Wagen: Es wurde ein ganzes Schiff auf Rädern nachgebaut. Ein Highlight des Wagenbaus.


Die Obmänner

Wegen seines Bewusstseins für die Tradition sagte man dem langjähhrigen Obmaa und Gründer Hugo oft nach, er führe seine Clique wie ein Offizier. Seine Waggis-Truppe akzeptierte dies und Hugo wurde sogar sechs Jahre lang Obmaa aller Wagen in Basel (Wagen IG). Selber blieb er während 25 Jahren Obmaa der RBW. 2011 wurde  Stephan Fluri zum neuen Obmaa gewählt und Hugo Rudin wurde Ehrenobmaa. 2013 übernahm ad interim der Vizeobmaa Ruedi Rotzler (ein Gründungsmitglied) und 2015 wählte die Generalversammlung den Voll-Walliser Toni Bellwald zum amtierenden Obmaa. Der kauzige Fasnächtler drückte der Clique einen volkstümlichen und gemütlichen Stempel auf. Nicht selten wurde während des Wagenbaus ein Raclette serviert und der Weisswein war beinahe Pflicht.  2020 wählte man Andi Schmid – in einer schriftlich abgehaltenen Pandemie-Wahl,  und ab 2025 wird Martin Felber dieses Amt übernehmen. Ehrenobmaa Hugo Rudin ist noch immer sehr aktiv in «seiner» Wagen-Clique und stellt eine – vor allem bei den Jungen – geschätzte Quelle von Wissen und Anekdoten dar. 

Goschdym und Larve

„D‘Route-Bysser-Waggis“ achteten sehr auf tolle Goschdym und jährlich eine neue Larve. Der berühmte Fredy Oettli machte die RBW-Larven ungefähr während der ersten 15 Jahre, danach war über 10 Jahre lang Ruedi Rotzler der amtierende Larvenbauer der Clique. Heute werden die Larven bei Bazillus Larvenwerkstatt in Allschwil bestellt. Sie sind aus Kunststoff mit einem etwas besseren Tragkomfort.  Jahrelang bemalte Martin Degen, der von Beruf Fotoretoucheur war, den Fasnachtswagen. Danach übernahmen es die Cliquenmitglieder selber. Die  Zoggeli wurden in den Anfangszeiten bei einer alten Manufaktur in Oltingue im Elsass bezogen. 

Die Goschdym wurden von verschiedenen Schneiderinnen gestaltet und genäht. Auch die Tradition der Zeedel wurde von der Clique hochgehalten. Ab der Fasnacht 2024 allerdings gingen die Route-Bysser neue Wege: Der Zeedel wurde nicht mehr gedruckt, sondern es wurde nur noch ein QR-Code verteilt. Mit diesem QR-Code kann man sich den Zeedel per Video vorlesen lassen.

Das Cliquenleben und die Mitglieder

In den Anfangszeiten wurden neben den obligaten Fasnachts-Bummel auch verschiedene andere Veranstaltungen während des Jahres wie Wanderungen, Schlittelausflüge, Fischen im Elsass oder eine Führung im Affenhaus des Zolli durchgeführt. Es wurden acuh Lottomatches mit Unterhaltung der einer Ländlerkapelle organisiert. Bei all diesen Aktivitäten kam jeweils etwas Geld zusammen sodass die Clilque etwa alle fünf Jahre gemeinsam verrreisen konnte, beispielsweise für ein Wochenende nach Amsterdam oder für je eine Woche Ferien in Tunesien und in der Türkei. Als Gast war die Clique vier Jahre lang auch in Bassecourt Fasnacht, am „Carnaval du jura“, der grössten Fasnacht im Kanton Jura dabei. Der Cortège führt zweimal durchs Dorf, die Leute zahlen dort sogar Eintritt, wenn sie zusehen wollen. Das Ganze endet in einem grossen Festsaal. Auch für diesen Gastauftritt gab es am Schluss eine kleine Gage. 

2024: Die Ausflüge sind etwas spärlicher geworden. Dafür haben die Route-Bysser ein Spiel gebaut, welches bei Volksfesten als «Geldbeschaffungsmaschine» eingesetzt werden kann: s Route-Bysser-Wurfmaterial-Bingo!


Am Anfang waren «D Route Bysser Waggis» im Prinzip eine Familienclique, alle ungefähr im selben Alter. Sie standen einander Spalier an diversen Hochzeiten der  Mitglieder. Für den – eigenen -  Nachwuchs  baute die Clique einen „Kinderfasnachtswagen“, mit welchem d Routebysser jeweils am Dienstag-Nachmittag (Kinderfasnacht) ihre eigenen Kinder ausführte. Heute sind schon die Grosskinder dabei und es werden, in mehreren Runden, bis zu 30 Kinder an die Kinderfansacht gebracht. 

Hugo Rudin – der Gründer – sagt:  "In meinen vierzig Jahren als „Route-Bysser“ haben wir immer darauf geachtet, dass wir auch junge Aktive für unsere Clique begeistern konnten. Mir lag immer viel daran, dass meine Clique (mein viertes Kind) mit der nächsten Generation weiterbesteht."

Heute – 40 Jahre nach der Gründung – sind die aktiven Routebysser wieder im selben Alter wie damals die Gründungsmitglieder. Der «älteste» der aktiven Wagen-Besatzung ist heute 46! Es haben also wieder «Die Jungen» das Sagen und man muss feststellen, dass das Cliquenleben ein anderes ist als dazumal. Es ist nicht schlechter, keinenfalls. Aber anders. Und sie haben es gut miteinander, die Jungen!


Text: Hugo Rudin (redigiert von Daniel T. 2025)